Die Autobahnmeisterei Gramzow befindet sich östlich der BAB A11, direkt an der gleichnamigen Anschlussstelle. Sie nahm als Straßenmeisterei mit dem Tag der Verkehrsfreigabe der Strecke zwischen den Anschlussstellen Johannistal und Stettin-Süd (heute poln. Kołbaskowo) am 27. September 1936 ihren Dienstbetrieb auf. Wahrscheinlich ist, dass der erste Straßenmeister und seine Mitarbeiter nur ein Provisorium als Meisterei zur Verfügung hatten. Wann genau die zur ehemaligen Straßenmeisterei gehörenden und sich heute in saniertem und teilweise modernisiertem Zustand befindlichen Gebäude errichtet wurden, konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Die Straßenmeisterei Gramzow gehörte zur OBR Stettin. Der Verbleib der Unterlagen ist nicht bekannt. Vermutet wird, dass sie als Ganzes oder zum Teil nach Hamburg ausgelagert worden sind, wahrscheinlich ist aber auch, dass sie in den Wirren am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren gingen. Die Meisterei verrät hinsichtlich Art und Anordnung der Bauwerke eine einheitliche Planung. Sie wird genau den Grundsätzen gerecht, wie sie die Architekten Bonatz und Wehner für Straßenmeistereigehöfte aufgestellt hatten. Alle Bauwerke der Meisterei und die vier Doppelhäuser sind im gleichen Stil und mit der selben Art Ziegel gebaut worden. Bild 1: Fahrhof der Autobahnmeisterei Gramzow. Links das Dienstgebäude, rechts die Groß-KfZ-Halle. Zur Meisterei gehören 4 Doppelwohnhäuser, deren Hauseingänge nach Nordnordwest ausgerichtet sind. An der Südseite ist für jede Wohneinheit ein kleiner Schuppen angebaut, ausreichend, um Gerätschaften für die sich anschließende Gartenfläche aufbewahren zu können bzw. um Kleintiere zu halten. Damit entsprechen die Grundstücke der Forderung, welche Bonatz und Wehner in ihrem "Werkheft der Reichsautobahnmeistereien 1" erhoben hatten: "Die Fortsetzung oder Wiedergewinnung einer tätigen Verbindung mit dem Grund und Boden ist durch eine Zugabe von Gartenland (etwa 400-600 m² je nach Bodengüte) zu fördern."1 Auffällig ist eine Baulücke zwischen dem zweiten und dem dritten Doppelhaus, gerade so, als ob ursprünglich geplant war, dort gleichfalls ein Haus zu errichten. Die Monatszeitschrift "RAB-Straßenmeister" vermeldet im Juniheft 1940, das erste Wohnhaus sei fertiggestellt und von zwei Familien bezogen worden. Jedes der Wohnhäuser hat 1½ Etagen. Zur Nordseite hin besitzt das Dachgeschoss je Wohnung eine Gaube. Zur Zeit ihrer Erbauung standen die Häuser jenseits der U-förmig angeordneten Gebäude der Straßenmeisterei. Erst in den letzten Jahre wurde das Gelände südlich der Groß-KfZ-Halle mit weiteren Hallen bebaut. Bild 2: Wohnhäuser der AM Gramzow. Die Ostgiebel der Häuser zeigen zur Bundesstraße 198 hin. Der auf Bild 3 zu sehende Seiteneingang am Nordgiebel des Dienstgebäudes ist seit der Inbetriebnahme des Gebäudes der Zugang zu den Umkleide- und Sanitärräumen. Die Meisterwohnung befand sich auf der Südseite und hatte ihren separaten Eingang auf der Rückseite des Gebäudes, direkt in den damaligen Garten des Meisters (inzwischen der Parkplatz für die Privat-Kfz. der Beschäftigte). Natürlich gehörte auch zu dieser Wohnung ein Schuppen für die auf einem Grundstück benötigten Gerätschaften bzw. zur Kleintierhaltung. Vor einigen Jahren wurde ein weiterer Schuppen errichtet. Durch die gewählte Form und das verwendete Material gleicht er sich harmonisch dem Vorhandenen aus den Anfangsjahren der Meisterei an. Bild 3: Die Wohnung im Dienstgebäude war von außen, aber auch von den Diensträumen her zugänglich Den am Meistereigehöft wohnenden Mitarbeitern sowie dem Straßenmeister standen zur Eigenversorgung ein Garten am Haus und ein Stück Land von 0,5 Morgen2 Größe zur Verfügung. Die nachfolgende Luftaufnahme, die dem AfASG freundlicherweise von Herrn Uwe Werner aus Templin, zur Verfügung gestellt wurde, zeigt die Gesamtsituation der Autobahnmeisterei im Jahre 2001. Der ehemals zur Wohnung gehörende Garten mit seinen vielen Obstbäumen ist heute ein Parkplatz für die Privat-Kfz. der Beschäftigten3. Nur der alte Walnussbaum steht noch. Bild 4: Übersicht über die AM Gramzow mit der gleichnamigen Anschlussstelle der BAB A11 aus ca. 700 m Höhe. Foto: Uwe Werner, Templin, 2001 1 Paul Bonatz und Bruno Wehner: »Reichsautobahn-Straßenmeistereien«, Werkhefte der Reichsautobahnen, Volk und Reich Verlag Berlin Prag Wien, 1942 2 Morgen - heute nicht mehr gebräuchliches Flächenmaß. 1 Morgen entspricht 0,25 Hektar, wobei hier von landestypischen und zeitlichen Maßvarianten abstrahiert wird. 3 Ein Blick mit Google Maps auf die AM Gramzow zeigt den zum Parkplatz umgestalteten ehemaligen Garten des Straßenmeisters. |
Text und Bilder 1 - 3: L. Kähler, Gramzow, 19.02.2012 Bild 4: U. Werner, Templin, 2001 |